"Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe."
Kein Buch von gestern. Für uns ist es Inspiration für unser Sein und Tun. Beim gemeinsamen Lesen und Hören - oft mit dem Bibelteilen - erreichen uns Worte, die in der Stille Bedeutung bekommen. Im Austausch darüber, schenken sie uns Licht auf unseren Wegen.
Achtsam mit den Zwischenräumen
„Zwei Bekannte sind anders als sonst: Sie sind schweigsamer, sie sind kühler zueinander, zurückhaltender – und das wirkt sich auch darauf aus, wie sie mir begegnen. Ich frage sie: Was ist zwischen euch?
Zwei Bekannte sind anders als sonst: Ein heimlicher Blick der Verständigung zwischen ihnen, ehe der eine zu mir, dem dritten, etwas sagt. Einfühlung, Zusammenspiel, Freude zwischen ihnen. Ja, zwischen ihnen. Dort ist Neues gewachsen, Beziehung, Freundschaft. Aber ist das etwas Besonderes?
Ist nicht eigentlich immer etwas zwischen uns, zwischen dir und mir, zwischen denen, die an derselben Arbeitsstelle sind, die im selben Hause wohnen, die in dieselbe Kirche gehen, die in derselben Strassenbahn sitzen?
Dieses heimliche „Zwischen“ stimmt und bestimmt das Leben; stimmt und bestimmt die Welt. Wir sind geneigt, die Welt bloss als eine Ansammlung von Dingen und Menschen zu betrachten. Aber ist das die Welt?
Geht das Entscheidende nicht zwischen den Dingen und zwischen den Menschen vor? Welt – ist das nicht eher der Boden, der alles trägt; und die Luft, die alles miteinander verbindet; der Raum, in dem alles sich bewegt und begegnet? Dreht das nicht meine Massstäbe um?
Wichtiger als meine Welt,
mehr Welt als meine Welt ist das,
was zwischen uns vorgeht,
das, was zwischen dir und mir aufbricht!
Indem wir einander anschauen,
indem wir aufeinander zugehen,
indem wir miteinander sprechen,
gewinnt alles seinen Ort, seine Farbe, sein Licht!“
Klaus Hemmerle
Ein Gefühl?
In jedem Menschen steckt der Wunsch, ein bedeutsames und sinnhaftes Leben zu führen.
- Welche Bedeutung kann das haben, was mir geschieht?
- Welchen Sinn hat das, wie kann ich daran wachsen?
- Was bewirke ich mit dem, was ich tue?
- Bewirke ich nur etwas im Kleinen oder auch im Grossen?
Du bist in deiner Bedeutsamkeit ein Teil des Ganzen. So möchten wir dir in unserer Weggemeinschaft Raum geben, dich als Teil dieses Ganzen zu fühlen.
Dazu noch eine kleine Geschichte ... Was wiegt eine Schneeflocke?
"Es war Winter. Überall schneite es. Im Wald saß eine Wildtaube auf einem Baumzweig. Still betrachtete sie das Schneetreiben.
Da flog eine muntere Tannenmeise auf die Taube zu und setzte sich neben sie. „Guten Tag“, sagte die Tannenmeise. „Ich grüße dich“, erwiderte die Wildtaube. „Was gibt es Neues im Wald?“ „Die ganze Welt schneit ein“, sagte die Tannenmeise.
„Es kommen einem die seltsamsten Gedanken und Fragen bei diesem Wetter. Was meinst du, Wildtaube, was wiegt eine Schneeflocke?“ Die Wildtaube guckte in die Luft und verfolgte eine Schneeflocke nach der anderen, wie sie langsam und leise zu Boden fielen. „Eine Schneeflocke ist so leicht, dass sie gar nichts wiegt“, antwortete sie. „Das habe ich auch gedacht“, sagte die Tannenmeise. „Aber es stimmt nicht. Hör dir die wunderbare Geschichte an, die ich neulich erlebt habe:
Ich saß auf dem Ast einer Fichte, dicht am Stamm, als es zu schneien begann. Es schneite nicht besonders heftig, sondern so wie jetzt. Lautlos und ohne Schwere fielen die Schneeflocken auf die Erde. Ich zählte die Flocken die auf die Zweige und Nadeln des Astes fielen und daran hängen blieben. Es waren über drei Millionen Schneeflocken.
Genau als die dreimillionensechhundertachtundsiebzigtausendvierhunderdreiundfünfzigste Schneeflocke niederfiel – nicht mehr als ein Nichts – brach der Ast ab. Denn die Schneelast war ihm zu schwer geworden.“
Damit flog die Tannenmeise wieder davon. Nun hatte die Wildtaube etwas zum Nachdenken. „Das ist eine tolle Geschichte“, dachte sie. Und da sie ein kluger Vogel war, ein Tier, das die Menschen zum Friedensvogel erklärt hatten, begriff sie auch gleich, was diese Geschichte bedeutete. „Vielleicht fehlt nur die Stimme eines einzelnen Menschen zum Frieden in der Welt“, sagte die Wildtaube. „Jeder einzelne Mensch und seine Stimme sind wichtig, damit am Ende Frieden wird.“ Und die Wildtaube freute sich über die Botschaft, die ihr die Tannenmeise gebracht hatte."
Kurt Kauer aus "neue Fabeln"
Jesus offenbart uns mit seinem Reden und Handeln einen Gott, der uns bedingungslos liebt: du darfst leben ohne zuvor Bedingungen zu erfüllen. Diese Liebe drängt uns, auch im Pfarreileben keine Bedingungen zu stellen. Wer immer mit uns Leben teilen möchte, darf dies tun, und wer immer an unseren Feiern dabei sein möchte, ist bedingungslos willkommen.
Ich möchte dich lieben, ohne dich einzuengen.
Ich möchte dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten.
Ich möchte dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen.
Ich möchte zu dir kommen, ohne mich dir aufzudrängen.
Ich möchte dich einladen, ohne Forderungen an dich zu stellen.
Ich möchte dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen.
Ich möchte von dir Abschied nehmen, ohne Wesentliches versäumt zu haben.
Ich möchte dir meine Gefühle mitteilen, ohne dich für sie verantwortlich zu machen.
Ich möchte dich informieren, ohne dich zu belehren.
Ich möchte dir helfen, ohne dich zu beleidigen.
Ich möchte mich um dich kümmern, ohne dich ändern zu wollen.
Ich möchte mich an dir freuen – so wie du bist.
Wenn ich von dir das Gleiche bekommen kann,
dann können wir uns wirklich begegnen und uns gegenseitig bereichern.
Virginia Satir (Familientherapeutin; 1916-1988)
Wir sehen eine umweltfreundliche, gerechte und lebenswerte Zukunft für alle. Es ist uns ein Herzensanliegen, unseren Alltag und unsere Arbeit in der Pfarrei so zu gestalten, dass es uns selbst aber auch allem Leben und zukünftigen Generationen gut geht.
Adam kämpft bei den Cage Wolves, Monika spielt in der Musikkapelle, Christian ist bei der MA 48 und Hamdi kommt aus Somalia. Auf den ersten Blick haben sie nicht viel miteinander gemeinsam. Doch wenn wir andere Fragen stellen, sehen wir, wie viel uns verbindet.
Die wichtigsten Fragen sind die, die uns zusammen bringen.
Selbstwert als innerer Kompass
Aufmerksamkeit füreinander und ein respektvoller Umgang, der es jedem Menschen ermöglicht, Würde zu entwickeln, ist deshalb ein zentraler gesellschaftlicher Auftrag, sagt Gerald Hüther.
„Jemand, der sich seiner eigenen Würde bewusst geworden ist, ist auch nicht mehr verführbar“, so Hüther. „Der weiß ja, was er will, der hat ein Kriterium, nach dem er das, was er tut, und was ihm im Leben von anderen widerfährt, sortieren kann. Das ist wie ein innerer Kompass, der einen Menschen im Leben führt und der dazu führt, dass er sich nicht wieder verliert, dass er bei sich bleibt: bei sich als gestaltendem Subjekt.“
Würde beruht im Kern auf Selbstachtung: dem Gefühl, „ein gleichwertiger, gleichberechtigter Mensch zu sein und auch als ein solcher geachtet zu werden.“ Wenn man gelernt hat, sich selbst zu schätzen, bringt man diese Haltung auch anderen entgegen, so Pollmann: „Wer selbst Würde hat, wird sie anderen nicht nehmen wollen.“